Allein
von Daniel Chico Calvo (arima)

Kapitel
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Kapitel 1 – Traum oder Realität?

Langsam griff Nathan nach dem piepend, lärmenden Wecker. Vier Uhr las er. „Zeit aufzustehen“, in einem müden Ton murmelnd hievte er sich aus dem Bett, das er gerne noch länger in seinem mollig warmen Zustand genutzt hätte. Im Badezimmer angekommen, putzte er sich lustlos die Zähne. Er hatte es satt so früh aufzustehen. Satt den ganzen Tag nur in der Lobby eines Hotels stehend, als Sicherheitskraft seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mit einem heißen Kaffee, las er noch seine E-mails bevor er sich in seinen Anzug kämpfte. Nichts Neues. Den Schlips im Spiegel fertig gebunden, sah er sich noch einmal in die Augen, bevor er sich auf dem Weg machte. „Ich muss mir echt einen besseren Job suchen“, griff er sein Spiegelbild anklagend an. Ein kalter Tag in Berlin. Nathan schnürte seinen dicken Schal enger. Kein Mensch auf den Straßen. Als er den Bus betrat, war er froh, dass dieser beheizt war. Nur wenige Leute benutzten die Fahrgelegenheit um diese Uhrzeit. Nathan verpasste fast seine Umsteigemöglichkeit in die U-Bahn, da die Busheizung ihn in einen Halbschlummer versetzte. Ein paar stiegen mit ihm aus und liefen ebenfalls den kurzen Fußweg. Er nahm ihre halbwegs nur ihre Silhouetten war in der Dunkelheit, als er mit Laufen beschäftigt war. „6 Minuten“ dachte er in sich hinein. Die Zeit, die die Bahn brauchte um einzufahren. In dieser Zeit musterte er sein Umfeld und dachte über die wenigen Menschen nach, die ebenfalls in dieser Frühe ihren Weg einschlugen. Was wohl ihr Beweggrund war, so früh auf den Beinen zu sein? Nathan stieg zusammen mit einer jungen Frau und einem Herrn mittleren Alters in die Bahn ein, als diese eingefahren war. Plötzlich überkam ihn eine kurze Benommenheit, die sich alsbald wieder legte, nachdem er seinen Sitzplatz eingenommen hatte. Müdigkeit überkam ihn wieder. Nathan schloss kurz seine Augen, nach zwei Haltestellen, um sich etwas zu entspannen. Der Weg zur Arbeit konnte gar nicht lange genug dauern. Fast schlafend hörte er die Stimme der Ansage, welche angab, dass es nicht mehr weit bis zu seiner Arbeit sei. In einem Augenaufschlag bemerkte er die Frau, ihm gegenübersitzend. Abermals schloss er seine Augen. Als die Ansage für die nächste Station ihn aus dem Halbschlaf weckte, bemerkte er die Abwesenheit der jungen Frau. Als einen Traum abgebend, gab Nathan sich abermals des Halbschlafs hin. Die glockige Stimme der Ansage hörend, dass seine Ausstiegsstation gekommen war, besann er sich und schritt auf die Ausgangstür zu. Wachsamkeit überkam ihn und er bemerkte, dass er ganz alleine in der Bahn war. „Schon wohl alle vor mir ausgestiegen.“ Besann er sich, nicht weiter wundernd. Plötzlich fühlte er sich sehr wach und schritt seinen Weg zur Arbeit. Angekommen, endlich. Nathan klingelte an der Personaleingangstür – niemand machte auf. „Jetzt komm schon, mach auf.“ Er klingelte abermals. Keine Regung. Nathan dachte nach. „Was machen die denn?“ Endlich der Summer. Er riss erbost die Tür auf. „Pennen die, oder was?“ Er schritt die Treppen hinab. Unten angekommen, brach er die Stille in der Sicherheitszentrale. „Hey, warum braucht ihr solange? Es ist halb sechs!“ „Sorry Nathan, da war noch ein Aufbauer und ich hab das Klingeln nicht gleich gehört.“ gab der Sicherheitsbeamte Marc an. „Na gut. Macht ja nichts.“ Meinte Nathan beschwichtigend. Er begab sich in die Zentrale. „Heute ist eine große Veranstaltung, Nathan. Da werden viele VIP`s rumlaufen.“ Ja, gut.“ Gab als Egalität hinzu. „Ich werde erst mal einen Kaffee trinken gehen.“ Er hatte schließlich noch eine halbe Stunde Zeit seinen Dienst anzutreten. Auf seinem Weg zur Kantine bemerkte er nicht, dass kein Mitarbeiter anwesend war. „Ist wohl noch zu früh.“ In der Kantine nahm er sich einen Kaffee. Ein Nachtreiniger war anwesend. Er grüßte ihn. Als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, beschritt er die Kantine und der Mann der als Reiniger tätig war, der hinter dem großen Tresen die ganze Zeit nicht zu sehen war, war verschwunden. Nathan wunderte sich. „Ich hab ihn doch gar nicht rausgehen sehen?“ Als er in der Sicherheitszentrale ankam, nahm er sich sein Funkgerät. Er sah Marc eine kurze Weile an. „Weißt du Marc…“ fing er an. „Ja? Was…?“ und drehte sich in seinem Bürosessel zu ihm um. „Ach, schon gut.“ Sagte Nathan und begab sich auf seinen Weg in die Lobby. Der Mitarbeiter den er ablöste, sah ihn komisch an. „Irgendwas wird heute geschehen“ gab er mysteriös an und begab sich in die Umkleide. Nathan sah ihm nach, wie er seine Jacke anzog und im Halbdunkel verschwand. Nathan dachte sich nicht viel dabei und begann seinen Dienst in der Lobby des Hotels. Eine Stunde verstrich ohne Zwischenfälle. Der Rezeptionist blieb eine Stunde, bis…
Er sich in das Büro begab. Nathan dachte, „Naja wieder geht er rein. Mal schauen wann er wieder rauskommt.“ In seiner Müdigkeit bemerkte er nicht die Zeit. Als er auf seine Uhr sah, war es schon sieben Uhr. „Hmm, komisch, schon eine Stunde ist er drin. Und um halb sieben sollte der Doorman kommen.“ Er beschloss nachzusehen. Was er entdeckte, bereitete ihm noch mehr Fragen. Das gesamte hintere Büro war leer. Kein Mensch weit und breit. Nathan blickte sich um. Ein Geräusch. Von draußen. Er riss die Tür auf. Der Doorman. Er ging an ihm vorbei, durch die Tür zum Gepäcklager.
„Guten Morgen. Ich muss zum Morgenmeeting.“ Nathan bemerkte einen Staubschleier hinter ihm. In vollkommener Panik folgte er durch dir Tür. Da war nichts. Nicht ein Anschein eines Menschen. Ihm überkam eine Panik. Er war völlig allein in der Lobby. Plötzlich ein Rauschen. Natürlich, das Funkgerät. Er Funkte durch. „Lima Lobby an Lima Zentrale.“ Keine Antwort. Abermals „Lima Lobby an Lima Zentrale!“ Unverständliche Worte drangen durch das Gerät. Nathan überlegte. Überlegte schnell. Kein Mensch in der Lobby, was ist daran falsch. Er nahm die Treppe. An der Zentrale angekommen, überwand ihn die Verwunderung. Marc war verschwunden. Sein Funkgerät stand auf dem Tisch. Wie konnte das sein. Die Zentrale ist vierundzwanzig Stunden besetzt. Es klingelte. Die Klingel zur Tür der Personaleeingangstür. Nathan begab sich in die leere Zentrale und schaute auf die Kamera. Niemand war zu sehen. Es fröstelte ihn bei dem Anblick. Er drückte den Öffnungstaster. Man hörte jemanden die Treppen runterkommen. Die Tür öffnete sich. Nathan schreckte zusammen. Ein Koch meldete sich. „Guten Morgen!“ rief er. Nathan sah unter dem leeren Schreibtisch hervor. Der Koch lief weiter in Richtung der Umkleidungsräume. Als Nathan aus der Zentrale trat, sah er noch einen schwarzen Rauschschatten des Kochs. Er glaubte seinen Augen kaum. Er folgte ihm in den Umkleidungsraum, doch da war niemand. Nathan bekam Panik. Panik, die ihn selten überkam. Er rannte den Gang hinauf, rannte die Treppen hoch. Es war zehn Uhr Dreißig. Fast 3 Stunden waren vergangen als er sich nach unten in die Zentrale begab. Niemand zu sehen. Menschenleer. Nathan ging langsam vor. Da war niemand. Vorsichtig pirschte er in die Lobby und sah sich nach allen Seiten um. Ein Geräusch, da war jemand. Es klang so, als ob jemand telefonierte. Nathan ging an der großen Wendeltreppe, die zu den Ballsälen führte. Da stand der Concierge Thomas hinter seinem Tresen und telefonierte. Im ersten Augenblick erleichtert, schritt er auf ihn zu. In diesem Moment beendete Thomas sein Gespräch. „Guten Morgen Thomas. Sag mal wo sind denn alle?“ ihm die Hand zur Begrüßung entgegen reichend. „Guten Morgen. Was meinst du denn damit, wo alle sind, Nathan?“ „Naja, irgendwie ist niemand hier außer uns beiden, oder?“ entgegnete er beschwichtigend. „Kann doch nicht sein. Ich kam gerade aus dem Morgenmeeting. Da klingelte das Telefon und ein Gast hatte eine Frage. Aber – irgendwie kann ich mich auch nicht mehr erinnern, was es war.“ Meinte Thomas. „Aus dem Morgenmeeting? Aber das ist doch immer um Acht Uhr vorbei. Das war vor zwei Stunden!?“ bemerkte Nathan verwundert. Der Concierge blickte ihn wortlos an. „Thomas, wo sind alle? Was hat das zu bedeuten?“ Eine Tür klackte auf der gegenüberliegenden Seite. Eine Mitarbeiterin betrat den Bereich hinter der Rezeption und machte sich an ihre Aufgaben. Nathan hatte sich ihr zugewandt. Als er sich wieder umdrehte, war Thomas auf einmal verschwunden. Suchend schaute er nach allen Seiten. Keiner da. Er sah zur Rezeption. Die Dame war noch immer da. Nathan bekam es mit der Angst zu tun. Langsam überkam ihn das Gefühl, verrückt zu werden. Energisch schritt er auf die Rezeption mit der sich dahinter befindlichen Mitarbeiterin zu. Auf halben Weg konnte er noch ihr Gesicht erkennen. Es war Maria, die immer in der Nachtschicht arbeitete. Doch in diesem Moment, begann plötzlich ihr Äußeres Aschegrau zu werden. Er hielt inne. Von der Mitte ihres Körpers, weitete es sich langsam aus. Sie schien davon nichts zu bemerken. Nathan sah panisch von der Mitte der Lobby zu, wie ihr Körper sich in eine beweglose Ascheskulptur verwandelte. Schließlich implodierte die Skulptur und gab dabei nicht einen Laut von sich. Nur einen Windhauch konnte er spüren. Nichts blieb übrig. Nathan konnte seinen Augen nicht trauen. War er jetzt wirklich verrückt geworden? Schnellen Schrittes verließ er das Hotel durch die große Eingangstür. Draußen angekommen, bemerkte er, dass es schneite. Er sah gen Himmel und wunderte sich über die Flocken. Eine fing er auf und verschloss sie in seiner Faust. Sie war gar nicht kalt. Er öffnete seine Hand und was er sah ließ ihn erzittern. Es war kein Schnee. Überall fielen dicke Ascheflocken. Nathan wurde schwindelig. „Was geht hier vor?“ Er ließ seinen Blick über den Platz wandern. Durch den Aschefall war die Sicht behindert, als er einen eigenartigen Nebel hervorrief. Er bemerkte Silhouetten stehender Autos in der Ferne. Mitten auf der Straße. Nach kurzer Überlegung, was er machen sollte, ging er los. Mitten in den Aschenebel hinein, von dem er langsam verschluckt wurde.

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