noch hell in der Birne
von riemsche

 

Fakten wie jene, dass Nahrungsmittel, Medizin, Treibstoff und Energie immens teuer geworden sind, dass Wohnraum für Normalverdiener kaum mehr erschwinglich ist und zahlreiche Betriebe mangels Personal _wenn denn überhaupt_ nur mehr eingeschränkt funktionieren, sind offensichtlich weniger wichtig als ein möglicher, wenn auch “recht unwahrscheinlich“ Blackout.

Dass man auf zwei von fünfzig _sicher nicht allzu billigen_ Seiten einer Broschüre, die vor Ort in jedem Briefkasten steckt, lang und breit erklärt, dass Taschenlampen und Kerzen bei einem plötzlichen Stromausfall für die nötige Beleuchtung sorgen, ist so neu ja nicht und dürfte sich spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts unter jenen, die nicht gern im Dunkeln tappen, herumgesprochen haben. Anstelle des nicht mehr funktionierenden Elektroherds die täglichen Mahlzeiten zuhause auf einem Holzkohlegrillgerät oder gar an einer offenen Feuerstelle zuzubereiten, sorgt angesichts einerseits Strom betriebener Lüftung und andererseits vorhanden Wohnlandschaften nicht nur unter Outdoor+Survival-Abenteurern für Kopfschütteln.

Auch beim Thema Trinkwasserversorgung scheinen die Autoren besagten Heftchens dessen Leser massiv zu unterschätzen. Nach langwierig erklärendem Intro, wie viel Wasser man bei wie viel Körpergewicht zu sich nehmen muss, kommt man zu der Lösung, dass es bei einem Konsum von idealerweise 1,5 Liter pro Person und Tag nötig wäre, Mineralwasser zu bunkern; versichert aber gleichzeitig, dass Supermärkte im Fall der Fälle ohnehin nur einen Tag geschlossen haben werden und danach die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs garantiert ist_s Bedürfnis, meine Vorratskammer schon mal jetzt vorsichtshalber mit prickelnd oder stillem Nass in Plastikmüll zu füllen, infolgedessen enden wollend.

Ganz schlimm trifft s wohl jene, die tagtäglich von Informations- und Kommunikationstechnik abhängig sind. Denn natürlich geben auch Computer kurzfristig den Geist auf. Mein Tipp: der Griff zum Buch, Instrument oder noch besser zur geliebt Bezugsperson. Denn eines versprechen einem Verantwortliche hoch und heilig_ ein Blackout im Ländle kann maximal drei Tage dauern. Jede Wette, dass diese selbst für Pessimisten, die s jetzt noch nicht so recht einzuschätzen wissen, die schönsten in den letzten Jahren werden könnten.
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