kann s gar nicht oft genug ...
von riemsche

 

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Wir entscheiden uns nicht dazu
zu existieren
wir wählen die Umgebung nicht
in der wir erwachsen werden
die Menschen, die wir sind
das Leben, das wir führen
der Glaube und was für uns von Wert ist
hängen zu einem guten Teil
vom Zufall unserer Geburt ab
unsere Erscheinung ist von Anfang an
auf Kräfte angewiesen
die wir nicht kontrollieren können
lange, bevor wir Dinge in Form bringen
hat die Welt uns
bereits grundlegend geformt
wie das vonstatten geht
ist kein Zufall
unsere Ankunft in diesem Universum
mag zwar selbiger sein
was uns hier erwartet, definitiv nicht

das Umfeld, dem wir uns anvertrauen
bietet uns ein bestimmtes
Bild von der Realität
strotzt vor Überzeugungen und Werten
Vorurteilen und Tendenzen
die ihrerseits wiederum von Symbolik
und Etikette abhängig sind
dies eint uns einerseits mit Einigen
sorgt andererseits für z_viel Distanz
wir lernen, uns so vollkommen
mit diesen Dingen zu identifizieren
dass die Bereitschaft steigt
dafür zu töten und zu sterben
Man stelle sich zwei Kontrahenten
auf dem Schlachtfeld vor
zudem vor, es wäre möglich
zurück in die Zeit zu reisen und
sie bei Geburt auszutauschen
sodass jeder von beiden in der Kultur
des jeweils anderen aufwächst
würden sie nicht irgendwann von selbst
die Seite wechseln

neugeboren haben wir das Potential
für mancherlei Verhaltensform
ein Großteil hängt von Mutter Erde ab
auf der wir wachsen und gedeihen
die Geschichte lehrt uns, dass es
keine Überzeugung gibt, die so abwegig
und keine Tat so grausam ist, dass ihr
Menschen nicht brav Folge leisten
wenn der entsprechend kontaminiert
Nährboden dafür vorhanden ist
zudem nimmt manch fixe Idee
auch wenn sie noch so simpel dünkt viel
an persönlich politisch Freiheit vorweg
auf eine signifikante Weise
werden wir beileib nicht frei geboren
es ist sogar so dass_ wenn wir
unsere Freiheit als gegeben hinnehmen
uns jeglicher Möglichkeit berauben
jemals frei zu sein
die oberflächliche Realität einer
Gesellschaft mag oft trügerisch sein
Vertrautheit dazu führen
dass wir repressive Strukturen übersehen
je mehr uns diese beeinflussen
desto wahrscheinlicher ist es, dass wir
deren Werte Erwartungen verinnerlichen
wie unser Wissen ein Resultat diverser
Interaktionen zwischen kognitiv Design
unseres Gehirns und individuell Erfahrung

Bildungssysteme müssen bestimmte Ideen
Tatsachen und Verhaltensweisen
anderen vorziehen
diese Prioritäten sagen eine Menge
über vorherrschend Wertvorstellung
und Ziele einer Gesellschaft aus
Wie vielen amerikanischen Studenten
wird unmissverständlich vermittelt
dass die USA zwischen 1945 und 2005
versucht hat, an die fünfzig Regierungen
von denen viele Demokratien waren
in aller Welt aus Eigennutz zu stürzen
wie vielen very british boys and girls
ist die Arbeit des Journalisten
und Historikers Mark Curtis ein Begriff
auf der Grundlage nunmehr zugänglicher
UK-Geheimakten schätzt dieser dass
sich Großbritannien seit 1945 weltweit
am Tod von über zehn Millionen Menschen
aktiv beteiligte_ was den Völkermord
in Ruanda und s Massaker in Indonesien
wegen Nichteinmischung inkludiert
werden Gräueltaten des britischen Empire
während der Kolonialzeit thematisiert
ist nie von Lord Lytton die Rede
in dessen Zeit als Vizekönig von Indien
exportierte er während einer Hungernot
riesige Mengen an Getreide
häufig von Orten wo laut Berechnungen
die lokalen Eigenbedarf ignorierten
ein Überschuss produziert worden war
es erfolgreiche Ernten gegeben hatte
die so verursacht Katastrophe
hatte den Tod von Millionen zur Folge

da es keine neutrale Handhabe gibt
Menschen zu sozialisieren
tendieren Versionen so mancher Realität
die uns als gegeben präsentiert wird
dazu, die Ziele jener zu verfolgen
die kontrollieren, was vermittelt wird
der Kopf_ Spielball gegenläufiger Kräfte
das Ergebnis_ wer gewinnt bestimmt
die Art Gesellschaft, die wir schaffen
unser Denken zu beeinflussen
hilft diese nach Belieben zu formen
solch Kontrolle bringt gute
Menschen dazu, böse Dinge zu tun
Ideologien, deren Verinnerlichung
ohne es zu merken stattfand
verleiten zu bestimmten Handlungen
manchereiner entschlägt sich
dahingehend Recherche mit den Worten
Oh_ bin völlig unpolitisch
häufig sind Leut die das behaupten
s krasse Gegenteil davon
weil sie bereits eine ganze Reihe
an Annahmen akzeptiert haben
diese_ da sich dessen nicht bewusst
somit in gutem Glauben
nie infrage stellen

wer sich nicht selbst beobachtet
eigene Überzeugungen nicht permanent
und konsequent in Zweifel zieht
gebongt Vorurteilen auf den Zahn fühlt
kann die einer gewählt Community
keiner sinnvollen Prüfung unterziehen
es zu wagen endet zuweilen schmerzhaft
wir nehmen uns nicht gerne
so unter die Lupe
werden auch nicht gerne von anderen
so in Augenschein genommen
aber nur so ist Fortschritt möglich
können wir rechtschaffen
für fairere Verhältnisse sorgen
jene schützen die jetzt
im Augenblick misshandelt werden
an noch vorhanden Umwelt sichern
was momentan zerstört wird
laut Tschechow sind Menschen besser
wenn man ihnen zeigt, wie sie sind

wenn man aus erwiesen Tatbestand des
20.Jahrhunderts eine Lehre ziehen kann
dann primär die, dass etwas
nicht infrage stellen Gefahren birgt
wir tun s nur oft nicht gern, weil
wir die Antwort schon zu kennen glauben
während sich unsere Fähigkeiten
Kritik zu üben entwickeln
mag es viel vernünftiger erscheinen
zu rationalisieren
was wir zufällig angenommen haben
als sich dem unangenehmen Gefühl
auszusetzen, womöglich eine Antwort
zu bekommen, die man nicht hören will
schätzt man beizeiten s Ideal an Wahrheit
mehr als Loyalität zu Ländern Staaten
Religionen Ethnien oder Ideologien
passend Ausrede_ geerbte Identität
bestimmt Gesellschaft gibt uns Weg
Beschreibung vor, der wir folgen sollen
Veränderung ist nur möglich
wenn diese genauerer Prüfung unterzogen
und Alternativen geschaffen werden
die Welt sei in der Hinsicht Leinwand
unsere Entscheidungen Pinselstriche
was wir zuwege bringen, sollte nicht
ausschließlich in Museen Galerien
Bibliotheken und Konzertsälen
uns noch beschieden Jahre überdauern

falls sich mehr Freiwillige melden
ihre Intelligenz und Kreativität
für wahrhaft Wichtiges zu nutzen
könnt noch manch Wunder geschehen
was wir morgen auf die Reihe kriegen
hängt von dem ab, was wir heute tun
wer sich für d Zukunft was wünscht
darf sich nicht ans Pflichtbeispiel
vergangener Bedenkzeit klammern
weiterhin Kräfte walten lassen
die uns zu denen machen die wir
nu mal sind und unser Handeln leiten
sich als Mensch bestehender Grenzen
bewusst zu sein gibt uns fortwährend
Gelegenheit, diese auszureizen
je kritischer wir dabei ständig
Input zeitnah in den Griff bekommen
desto öfter wird unser Dasein
Wirken die Welt in Frieden lassen

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